Freitag, 17. August 2012

Lucidity




When I was 5 years old, my mother always told me 
that happiness was the key to life. When I went to school, 
they asked me what I wanted to be when I grew up. 
I wrote down ‘happy’. 
They told me I didn’t understand the assignment, 
and I told them they didn’t understand life.

- Prolog - 


Ich fühlte mich zum ersten Mal lebendig. Wie neugeboren im richtigen Leben. Der Wind, der mir um die Ohren pfiff, brachte mir den Geruch des fernen Meeres und  den Blütenduft vom Blumenmeer  aus dem Tal vor mir. Er trug mir die vielen Geräusche vom Rauschen der Pflanzen, Summen der Insekten und dem Brechen der Wellen, die zusammen eine einzigartige Stille schufen, zu und füllte meinen Gehörgang. Ich saß direkt am Abhang, die Hände hinter mir auf den Fels gestützt und die Füße frei in der Luft baumelnd, und genoss das Naturtheater. Fürs Auge die Landschaftsbühne und für die Ohren der Naturchor.

Links von mir stand die Kiste mit den Erinnerungsstücken an meine Vergangenheit: Das Holzauto aus Nepal, ein paar Fotos von meiner Mutter und mir aus einem Fotoautomaten, mein Abschlussvideo und diverse Schmuckstücke und Ketten, die mir meine Mutter als Kind gebastelt hatte. Ich saß dort sicher ein paar Stunden, denn ehe ich mich versah, verwandelte sich der Ozean in ein Flammenmeer. Wie in Zeitlupe stürzte der riesige Feuerball dem fernen Horizont entgegen. Unaufhaltsam und grausam schön. Als die Kollision von Sonne und Meer kurz bevor stand öffnete ich meinen Rucksack und fingerte den Spiritus hervor. Langsam, beinahe andächtig ließ ich der Flüssigkeit freien Lauf auf die Kiste zu meiner Linken. Ein letzter Blick, das Ratschen des Streichholzes und die schweren, schwarzen Schwaden oberhalb des Zündkopfes – Dann ging meine Vergangenheit in Flammen auf. In perfekter Symbiose mit dem Feuer der Welt am fernen Horizont, stand auch meine eigene, kleine Welt in Flammen.



Ich hielt die Kiste wie ein Priester mit beiden Armen in die Höhe, mittlerweile war ich aufgestanden, und überließ sie meinem riesigen Altar. Ich verfolgte den Flug des brennenden Klumpens mit kindlicher Neugier. Durch den Abwind von der zerklüfteten Felswand weggeschoben, strebte er in schwankenden Bewegungen dem Abgrund entgegen, bis er schließlich hinter einem Vorsprung verschwand und sich meinem Blickfeld entzog. Die Sonne war mittlerweile untergegangen und der Schleier der Nacht hatte sich um mich gelegt.

„So, Jan. Jetzt ist es wohl so weit.“, sprach ich im Gedanken. „Na dann.“

Die Landschaft verschwand, mein Blickfeld füllte sich mit Dunkelheit.

Stille.


- Erstes Kapitel -

„Komm rein, ich bin gleich fertig. Ich muss nur noch schnell meine Mails checken.“ Die Frau mit den langen, dunklen Haaren und den großen braunen Augen stand halb in der Wohnungstür, halb auf dem Sprung in den Flur und wirkte fröhlich-gehetzt. Wie immer, wenn sie zu Hause war, trug sie ihre Schlafkleidung. "Hi, Mama. Siehst frisch aus."
"Echt? Ja, ich hab auch seit Tagen endlich wieder gut geschlafen!", rief sie mir vom Weg ins Wohnzimmer zu. "Ich hab von Omi geträumt."
Ich zog meine Schuhe aus und ging ins Bad um mir das Gesicht kalt abzuspülen. 
"Ganz schön warm für April, ey!", brüllte ich. Falls sie was erwidert hatte, hörte ich es nicht, denn das Rauschen des Wasserhahns füllte meinen gesamten Gehörgang aus.
Kaum war ich aus dem Bad, stand sie fertig umgezogen vor mir und war zum Aufbruch bereit. 
"Wie machst du das?", "Was meinst du?", sie drehte sich im Hausflur zu mir um und sah mir zum ersten Mal in die Augen.
"Naja, deine.. also unsere Oma hat dir doch so viel bedeutet und du bist total fit und so." 
"Ach Jan, ich hab damit doch schon vor längerem abgeschlossen, war doch klar, dass es so kommt." Sie umarmte mich. Als sie sich abwendete, war ich mir sicher, dass ihre Wangen vorher noch nicht so geschimmert haben. Sie setzte beim Treppensteigen die Sonnenbrille auf und war wieder so frisch wie zuvor.
Wir waren auf dem Weg nach Chemnitz, zur Beerdigung von meiner Uroma. Als wir mit dem Zug die Stelle passierten, wo ihr Vater rund 30 Jahre zuvor seinen Körper der Regionalbahn überließ und sich auf die Schienen warf, zog sie kurz die Nase hoch, als hätte sie Schnupfen. Als ich sie darauf ansprach, meinte sie es wäre nichts.
Als wir endlich ankamen begann, direkt nach der Ankunft, das klischeehafte, kirchliche Theater der Beerdigungszeremonie. Es war meine erste Beerdigung und auch wenn ich keine richtige Beziehung zu meiner Oma hatte, war ich allein durch den Friedhof und die ernst dreinblickenden Sargträger in einer andächtigen, trauernden Stimmung. Ich war genervt davon, dass meine Cousinen, 12 und 16 Jahre, die ihr ganzes Leben in der Nähe von ihr verbracht hatten, ununterbrochen nervös kicherten und sich über die Anzugträger lustig machten. Aber vielleicht habe ich auch überreagiert. Es war meine erste Beerdigung, da ich generell nicht viel Verwandtschaft habe, und da auf Dörfern öfter gestorben wird als in der anonymen Großstadt, stand ich den beiden mit meinen 22 Jahren einiges an Todeserfahrung nach.
Nach dem Leichenschmaus, was nebenbei ein scheußlicher Begriff ist, zog ich mich zurück und erwachte erst am nächsten Tag, kurz bevor wir wieder zurückfuhren.
Ich war überrascht, wie sehr mich das ganze Zeremoniell mitgenommen hat. Auch die nächsten Tage war ich, auch wenn ich oft mit viel Tatendrang aufwachte, den Tag über und am Abend aber ruhig bis melancholisch. Ich begann viel über den Tod nachzudenken, wie ich reagieren würde, wenn jemand stürbe, der mir näher stand als meine Großmutter. Ich erinnerte mich daran, wie meine Mutter in der Badewanne lag. Mein Vater und sie waren ein Jahr zuvor über Ungarn von der DDR in die BRD geflohen und hatten sich in Hamburg eine kleine Wohnung gemietet. Sie hatte zu der Zeit eine Depression, oder wie man es wahrscheinlich richtig bezeichnet eine "depressive Verstimmung", und war oft nachdenklich. Als ich sie fand war ich grade 3. Die einzige bildliche Erinnerung an dieses Ereignis ist die viele rote Farbe, mit der die Kacheln bemalt waren. Die Narbe ist heute noch sichtbar. Aus Erzählungen weiß ich mittlerweile, dass ich ganz ruhig zu meinem Vater ins Zimmer kam und mich beschwert hab, dass das Badezimmer vorher besser aussah.
Zu der Zeit habe ich festgestellt, dass man nie zu sehr über den Tod nachdenken sollte. Besonders in traurigen Lebensphasen. Wenn man nicht aufpasst, kann das bleibende Schäden hinterlassen. 

Rausgeholt aus diesem Lethargie-Loch hat mich dann der Alltag. Ich war zu der Zeit bei einem Veranstaltungsdienst beschäftigt: Ausstellungen überwachen, bei Festivals den Einlass kontrollieren und ab und an Türsteherdienste in Clubs und Bars in Berlin. Arbeit lenkt ab. Sie macht nicht frei, wie manche behaupten mögen, aber sie lenkt dich ab vom Nachdenken, von Langeweile oder Müßiggang und wenn du ein karriereorientierter Mensch bist, kann sie dein Leben bestimmen.
Aber frei ist man sicherlich nicht. Frei wird man erst, wenn man die Ernte der Arbeit einholt, das Geld mobilisiert, sich frei nimmt und in den Urlaub fährt. Vorzugsweise nicht zu einem Badestrand, sondern mit ein oder zwei Freunden auf eine Wandertour in Nepal, eine Fahrradtour durch Portugal oder mit dem Mietauto durch Amerikas lange Straßen, Dauer: etwa 6-8 Wochen. Wichtig ist, dass man in Bewegung bleibt. Kein festes Ziel, kein Rückzugsort, keine Verpflichtungen. So kommt man der Freiheit zumindest ein Stück näher, als eingepfercht in einem Swimmingpool, zwischen Strandkörben oder linearen Ski-Abfahrten zu sein. Nur leider hat so ein Zeitraum, in Bezug auf ein Menschenleben nur ein Wimpernschlag, einen sehr hohen Preis. Eine Vorbereitungszeit von einigen Jahren, zumindest wenn man als durchschnittliches Mittelklassenkind weder reiche Eltern und Verwandte oder ein Familienerbe hat, noch das Arbeitslosengeld von seinen Eltern und sich als einzigen Reichtum. Ausgangspunkt ist ein normaler Beruf, ein normaler Lohn, normale Verwandtschaft, normale Freunde und ein normaler Lebensstil. Wenn man so durchweg normal ist, liegt die kurze Freiheitsperiode zwar in deinem Einflussbereich, ist allerdings mit der oben angesprochenen Vorarbeit verbunden.
Wenn man es jedoch soweit gebracht hat und kurz hinter den Vorhang der Freiheitsbühne lugt, möchte man auch den ganzen Kuchen. Wie durch einen packenden Filmtrailer wird man angefüttert. Man möchte nicht nur kurz reinschnuppern, man möchte den ganzen Spielfilm sehen. Anfang, Hauptakt und Ende.
Das ist der zweite Aspekt der zeitweisen Freiheit: Die unstillbare Sehnsucht, das unzähmbare Verlangen, dieser Erfahrung, dieser Sucht erneut und kontinuierlich nachzugehen. Daher kann es, von einigen schwer zu ergatternden Berufen oder einem bedeutenden, gesellschaftlichem Status einmal abgesehen, mitunter schwer fallen sich mit der Unerreichbarkeit zurechtzufinden und nach dem anfixen wieder auf Kaffee und Zigaretten umzusteigen. 
Kurze Zeit nach dieser Gedankenwulst traf ich Julia. Es war Ende April und ungewöhnlich warm für diese Zeit. Ich war mit ein paar Freunden und Bekannten grillen, es wurde gelacht, getrunken, geküsst und gegröhlt. Als ich dann irgendwann, lange nach Einbruch der Dunkelheit den Rückweg antrat, fand ich an der Straße ein Fahrrad, das nur mit einem Scheinschloss gesichert war. Vom Alkohol beflügelt übertrug ich es in meinen Privatbesitz und fuhr schunkelnd los. Meine rasante Hatz nach Hause endete auf dem Bordstein einer großen Kreuzung, die aufgrund der späten Stunde glücklicherweise wenig befahren war. Mein vergifteter Körper war nicht mehr in der Lage den Schutzmechanismus „Hände“ auszufahren, und so landete ich ungebremst auf dem lauwarmen Asphalt. Mein Gesicht war dem Rest meines Körpers dabei um eine Nasenlänge voraus.
Während ich mich dort also ästhetisch in meinem Blut suhlte, schob sich ein Schuh in mein Sichtfeld. Er stieß mich leicht an die Schläfe. „Hey, lebste noch?“, sprach der Schuh. Falls ich etwas sagte, hatte er mich nicht gehört, denn zu den Schuhen gesellten sich noch zwei Hände, die mich auf den Rücken drehten. Ich würde gern sagen, dass ich in ein bezauberndes Gesicht gesehen und direkt die nächsten Monate und Jahre mit ihr vor Augen hatte, aber keine optischen Reize durchdrangen den schwarzen Vorhang der sich ständig vor meine Augen schob. Sie brachte mich mit dem Taxi zum Krankenhaus, bezahlte sowohl den Fahrer als auch die 10 Euro Krankenhausgebühr, drückte mir einen Zettel mit ihrer Handynummer in die Hand und schob mich mit den Worten „Falls du deine Wohnung nicht findest.“,  durch die Schiebetür der Notaufnahme.
Am nächsten morgen, gegen 17 Uhr, rief ich sie dann an und bot ihr eine Aufwandsentschädigung in Form eines Starbuckskaffees am nächsten Tag an. Als wir uns dann trafen hatten wir, dem Unfall sei Dank, eine ganze Menge an Gesichtsgulasch als gemeinsames, sättigendes Gesprächsthema. Durch den lockeren Einstieg ermutigt, erzählten wir uns Erlebnisse, Gedanken und Ansichten, die man selbst guten Freunden nur nach 5 Wodka-Energy, einem halben Kasten Bier, seltsam bunten Pillen und bei nahezu vollständigem Verlust der Muttersprache nur ungern anvertraut. Wir trafen uns die nächsten Tage ständig, der eine war im Leben des anderen omnipräsent. Bereits nach dem ersten Treffen schliefen wir miteinander. Es war wie alles, was darauf folgen sollte: viel zu wild, viel zu leidenschaftlich, viel zu schön. Wir erlebten in zwei Wochen, was einige Paare in Jahren, einige gar nicht erleben. Eine Beziehung im Zeitraffer. Zwei ganze Leben, im Schnelldurchlauf vorgespult. Der Plot einer langjährigen Beziehung. Die Höhepunkte einer Beziehung, die ähnlich wie die Kaugummibällchen aus den großen Plastikkugeln, die früher jede Kneipe zierten, normalerweise lange halten. Wohldosiert, für täglich ein bis zwei mal zehn Pfennig gibt es einen Kaugummi voll Glück. Aber wir konnten den Hals nicht vollkriegen. Wir zogen Kaugummi um Kaugummi bis uns auch das nicht mehr reichte, bis wir schließlich die Kugel aufrissen und uns in den Berg aus süßer Masse fallen ließen. 
Es folgte das Unvermeidliche: Irgendwann war dieser Vorrat aufgebraucht. Schneller als es einer von uns es erwartet hätte. Dennoch war keiner sonderlich überrascht, als wir uns an einem Sonntag im Mai entschlossen getrennte Wege zu gehen. 
Und damit war dieser Abschnitt vorbei. Es ist komisch, wenn ich daran zurückdenke – Ich kann keine klaren Empfindungen aus dem Gefühlssalat herauskristallisieren, mit denen ich die Zeit beschreiben könnte. Würde man mich fragen, könnte ich nicht mit Gewissheit sagen, ob das eine schöne oder grauenvolle Erfahrung war.
Aber rückblickend auf mein Leben bis hierhin würde ich es in die Spalte „POSITIVE EINFLÜSSE“ einordnen, da ich nie ein Beziehungsmensch war. Meine Unschuld verlor ich mehr aufgrund von äußerem Druck, als aufgrund eigenen Antriebs. Ich wollte einfach nicht den Gesprächsstoff verpassen, wollte wissen wovon die anderen sprachen. Ich konnte mich zwar immer ziemlich gut mit Halbwissen durch alle Lebenslagen mogeln, aber es ist doch ein erhöhter Selbstwertfaktor, wenn man wirklich weiß wovon man spricht. Ich meine, die körperliche Nähe – Sei es Sex, ein inniger Kuss oder auch nur eine offenherzige Umarmung – ist eines der Aspekte, für die ich das Mensch-Dasein liebe. Die Pornobranche und der pure, harte Geschlechtsverkehr war für mich aber nie wirklich eine Alternative. Ich würde mich nicht als Romantiker bezeichnen, denn mit Romantik hat das überhaupt nichts zu tun. Dennoch gibt es gewisse Übereinstimmungen von Romantik und mir: Die schönste Frau verblasst vor einer ehrlichen Umarmung eines Freundes oder einer Freundin. Aber Romantik schließt auch zwangsläufig eine Beziehungsaffinität mit ein, zumindest laut meiner Definition; und die ist bei mir nun überhaupt nicht vorhanden.
Ich hege grundsätzlich erstmal einen Greul gegen alles Alltägliche oder Regelmäßige bis mir diese Regelmäßigkeit stichhaltig bewiesen hat, dass es sich lohnt sich an sie zu halten. Und das war bei mir und der holden Weiblichkeit einfach nie der Fall. Ich bin auch insgesamt nicht unzufrieden mit meinem Liebesleben seit meiner Geschlechtsreife. Ich schiele nur manchmal neidisch auf glückliche Paare und hätte auch gern, was die haben. Nicht die Beziehung, sondern die Fähigkeit eine Beziehung zu lieben.


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© Meti G. 2011

Samstag, 16. Juni 2012

28 beers later






Erster Akt
-1-


Als ich die Augen aufschlug meldete sich mein Kater.
Der Kopfschmerz schien förmlich zu explodieren.
Ich versuchte mir die Handflächen gegen den Kopf zu drücken, konnte sie jedoch kaum bewegen.
Etwas hielt meine Arme davon ab sich zu bewegen.
Ruckhaft drehte ich den Kopf nach links, um zu sehen warum. 
Wieder schlug der Kater in meinem Kopf zu und raubte mir für einen Augenblick die klare Sicht.
Aus Reflex wollte ich wieder die Hände auf die Stirn drücken, doch sie ließen sich nicht bewegen.
Der Blick wurde klarer und ich erkannte, dass mein Handgelenk mit einem Riemen an einem Tisch gekettet war.
Ich drehte den Kopf nach rechts - diesmal langsamer - und sah, dass auch mein rechtes Handgelenk gefesselt war.
Meine Beine bewegten sich auch nicht.
Ich versuchte den Kopf zu heben, doch da drückte sich mein Hals zu. 
Ein Riemen oder ein Seil, ich konnte es nicht erkennen, hielt mich an dem Tisch fest.
Mein Mund war trocken und die Lippen rau.
Ich konnte nur an die Decke sehen und in dem halb beleuchteten Raum flackerten die Schatten grotesk hin und her. Vermutlich Kerzen.
Ich zappelte mit den Armen und Beinen, versuchte mich zu befreien, als eine Stimme plötzlich sagte: „Es bringt nichts. Du kannst die Fesseln nicht lösen.“
„David, bist du das“, fragte ich laut.
Es folgte ein kurzer Moment der Stille.
„David“, rief ich wieder laut.
„Ja ich bin es“, antwortete die Stimme zornig.
„Wo...“

-2-

„...bist du, verdammt?“
„Auf dem Weg zu euch. Bin gleich da“, sagte die Stimme aus dem Telefon.
Ich legte auf ohne noch etwas zu sagen.
Meti verpasste mir einen Seitenhieb mit seinem Ellbogen. „In Filmen legen die Leute auch einfach auf, ohne sich zu verabschieden.“
Ich starrte ihn nur kurz einmal aus dem Augenwinkel an und konzentrierte mich sogleich wieder auf das billige Dosenbier in meiner Hand. Es war das „Gute Billige“.
Vor mir erstreckte sich der große See und die Sonne stand noch am Himmel. Jedoch nicht mehr lange. Das Tageslicht wurde schwächer und langsam verschwand die Sonne immer mehr.
Ich trank den letzten Schluck aus meinem Dosenbier und warf sie danach in den See.
Der Himmel begann sich in orangerote Töne zu färben.
Ich griff zur nächste Dose Bier, riss sie auf, trank und war wieder völlig in mich gekehrt.
Der Geruch vom gegrillten Fleisch versuchte mich abzulenken aber ich wollte einfach weiter dort sitzen bleiben, mein Bier trinken und aufs Wasser hinaus starren.
Der See war umgeben von einem riesigen Wald und damit sehr abgeschieden.
„Ehy du Spasti“, rief Michael irgendwo hinter mir. „Geh mal Holz sammeln.“
Ich wusste nicht wen er so nannte, aber es war mir auch egal und steckte mir eine Zigarette in den Mund.
Das Streichholz flammte auf. Nur noch drei Stück waren übrig.
„In Horrorfilmen haben die Schauspieler auch immer nur noch wenige Streichhölzer übrig“, sagte Meti.
Ich hatte ganz vergessen, dass er neben mir saß.
Ein großer Schluck folgte aus der Bierdose. Dann reichte ich sie ihm.
„Doe“, rief jemand hinter mir und zog den Namen dabei ganz schön in die Länge.
„Dooooeeee.“
Ich stand auf, reichte Meti die Zigarette, zog mir mein Shirt aus und ging ins Wasser.
Es war kalt aber belebend.
„Dooooeeee.“
Ich tauchte den Kopf unter Wasser und ließ die Welt um mich herum verschwinden.

-3-

Marvin und Felix waren in den Wald gegangen um Holz für unser Lagerfeuer zu sammeln.
„Wo sind David und Tim eigentlich hin verschwunden“, fragte Marvin.
Felix schüttelte den Kopf. „Vielleicht treiben die es im Busch“, witzelte er.
„Kein Plan. Denke die sind auch Holz suchen.“
Marvin lachte. „Hast du gesehen, wie die sich ansehen? Ich glaube da läuft was.“
„Waaaaaaas, meinst du? Ach komm. Niemals.“
„Doch“, beharrte Marvin. „David hatte jetzt zwei mal die Chance gehabt was mit nem Mädel zu haben aber er hat immer abgeblockt. Entweder er ist schwul oder er hat keine Eier. Ich geh vom ersten aus. Ok und auch vom letzten.“
Felix zuckte mit den Achseln. „Lass uns einfach Holz suchen. Ich will gleich noch ins Wasser.“
Beide hoben große Stöcker auf und je weiter sie dabei in den Wald hinein gingen, um so dunkler wurde es.
Die Sonne war schon fast verschwunden und nur noch sehr wenig Licht brach durch das Geäst.
Etwas raschelte einige Meter vor ihnen im Busch.
Felix erschrak und blieb stehen.
„Hast du das gehört“, fragte er Marvin. Dieser schüttelte mit dem Kopf.
„Das ist das Horrorfilm Klischee Nummer 22. Die Mitstreiter sind immer schwerhörig und wenn einer fragt, hast du das auch gehört, antworten sie immer mit nein“, sagte Meti der plötzlich neben Felix stand.
„Verdammt wo kommst du plötzlich her.“
„Ich war grade in der Nähe“, sagte Meti.
„Sollen wir nachsehen“, fragte Marvin. 
„Ganz blöde Idee. Klischee Nummer 6: Wenn man ein unheimliches Geräusch hört geht man immer nachsehen um der Sache auf den Grund gehen, anstatt einfach weiter zugehen.“
„Wir sollten trotzdem nachsehen“.
Meti drehte sich um, ging und sagte: „Macht was ihr wollt. Ihr sterbt dann als Erstes. Wenn auf mich keiner hört, Pech.“
Dann war er verschwunden.
Felix legte das gesammelte Holz leise auf den Boden und schlich sich langsam mit Marvin zusammen an den Busch der geraschelt hat.
Sie kamen immer näher und würden gleich wissen was das Geräusch verursacht hat, als plötzlich etwas aus dem Busch gesprungen kommt.
Marvin kreischte laut auf, und Felix sprang reflexartig beiseite.
Das Ding aus dem Busch griff Marvin an und biss in den Schritt seiner Jeans.
Er schrie laut auf und schlug mit den Fäusten gegen das Ding, packte es und versuchte es von seiner Hose zu lösen.
„Ach, was ich vergessen hab' euch zu sagen, in den meisten Filmen erschreckt sich der Held immer vor einem Hund, Katze oder einem Vogel“, sagte Meti der umgedreht war, nur um den Beiden das zu sagen.
David und Tim kamen aus dem Busch hochgeschreckt und waren geschockt.
„Aus“, rief Tim seinem Hund zu, der sich noch immer in Marvins Eiern verbissen hatte.
„Zieh in weg. ZIEH IHN WEG“, schrie er.
Tim griff seine kleine Trethupe und zog ihn von Marvin weg.
Felix beobachtete, wie David schnell seine Hose zu machte.
„Was macht ihr hier“, fragte Felix.
„Wir... also... ähm... wollten...“
„Holz suchen“, unterbrach Tim David.
„JA genau. Holz suchen“, sagte David beipflichtend.
„Kann das hier unter uns bleiben“, fragte Tim.
Felix und Marvin fingen schallend an zu lachen.

-4-

„...Bist du David?“
Ich konnte ihn nicht sehen.
Der Kopfschmerz klopfte wieder stark an meiner Stirn.
„Ich bin hier“, sagte die Stimme.
„Wo? Kannst du zu mir kommen?“
„Ich bin doch hier“ sagte die Stimme lauter und mit verändertem Ton.
„Ich bin schon immer hier gewesen.“
Ich bekam Angst.
Es war nicht die Stimme von David. 
Die Kopfschmerzen hinderten mich daran klar zu denken.
„Du bist nicht David. Wer bist du“, schrie ich schon fast.
Da tauchte diese Fratze vor meinem Gesicht auf.
„Jetzt bin ich David“, krächzte sie und zog sich das abgeschnittene Gesicht von David auf.
„Siehst du, ich lächle sogar für dich.“
Dann griff das Ding nach Davids vom Kopf getrennten Gesicht, das er wie eine Maske trug und bewegte die Wangen und gab widerliche Laute von sich.
„Ich lächle für dich, ich lächle, ich lächle und lächle.“
Dann fing ich an zu schreien.


Zweiter Akt

- 1 -

"Die nächsten Steaks sind fertig", rief Michael, unser Grillmeister.
"Doe. DOOOOEEEE! Willst du auch eins?", hörte ich ihn rufen.
Ich lag auf dem Rücken und lies mich einfach sanft vom Wasser und den seichten Wellen treiben. Ich hatte die Dose Bier auf meinem Bauch abgestellt. Das war alles was zählte. Nicht das Fleisch, obwohl der Geruch verlockend war, nicht die Brüste, die mit im See schwammen und auch nicht die Anderen um mich herum. 
Nur mein Bier.
Ich blickte hoch an den dunkler werdenden Himmel und langsam zeichneten sich in diesem tristen orange-blau die Sterne ab. 
Sie waren einfach da. So wie schon immer.
Mit meinem Bier war es genauso.
Ich umklammerte die Dose, trank einen Schluck, als mich etwas packte und unter Wasser zerrte. Ich schlug wild wedelnd mit den Armen um mich. Schluckte Wasser, befreite mich und versuchte schnell das Wasser aus meiner Lunge zu pressen.
Ich verlor das Bier im See.
Ich strich mir die nassen Haare aus dem Gesicht.
"Ehy", brüllte es mir ins Ohr. "Willst du ein Steak?"
Michael.
Ich suchte das Wasser ab und fand meine Bierdose wieder. Ein Schluck genügte um zu schmecken, dass der Inhalt nur noch zu ca. 30% aus Bier bestand und der Rest mit Seewasser gestreckt war. Egal. Ich trank es trotzdem - 30% sind besser als 20%.
"Komm mit, du kannst was zu Essen vertragen. Du hast bis jetzt den ganzen Tag nur gesoffen." Er zogmich aus dem Wasser.
Vivi, ein dickbrüstiges Mädel, die mit in der Tittensuppe des Sees schwamm, kam auf mich zu, spritzte mir mit ihren Händen Wasser ins Gesicht.
Hätte ich das Bier jetzt nicht in der Hand, dann...
Das Bier fiel mir aus der Hand und ich packte sie und döppte sie einmal mit dem Kopf unter Wasser. "Boar", schrie sie, als sie wieder hochkam und stürmte auf mich zu. Ich war schneller und rettete mich ans Ufer. Wir waren hier um Spaß zu haben. Also lasst uns Spaß haben.

Das Fleisch war großartig. Das Bier auch.
Michael stand neben mir am Grill und trank aus der Flasche Apfelkorn.
Der kleine Marcus stand bei uns und auch Felix.
Marvin, David, Tim, Meti, Vivi, Blümel der Rote und irgendein unbekanntes Mädchen, deren Namen ich nicht kannte, die aber aussah wie ein Taliban, waren im Wasser und tobten sich aus.
Ich fragte: „Sollen wir nicht mal langsam das Lagerfeuer anmachen?“
„Warte, ich kann grade nicht. Ich muss den beiden hier erklären wie man Frauen rumkriegt.“
Aus meiner Tasche holte ich den Brennspiritus und schüttete mehr als die erforderliche Menge über den Großen Haufen Holz.
Ich griff nach dem Zippo und...
„Klischee Nummer 2. Zippos funktionieren eher selten“, rief Meti mir zu.
Ich probierte es erst gar nicht aus, sondern zog die Streichhölzer.
Verdammt.
„Ja ich weiß“, rief ich Meti zu. „In Filmen haben die Schauspieler immer nur wenige Streichhölzer dabei.“
Arsch.
Meti grinste.
Das Streichholz brannte, fiel aufs Holz und sofort schoss eine Stichflamme hoch in die Luft.
„Wooohahaha...seht euch nur mein Werk an.“
„Der Spruch ist von Tom Hanks und seinem Ball Mister Willson“, sagte Michael. „Egal... wenn du eine Frau wirklich für dich gewinnen willst dann...“
Ich schaltete ab und hörte nicht mehr hin.
Die züngelnden Flammen waren interessanter.
Vivi kam aus dem Wasser. Dickbrüstig und viel zu wenig an.
Ich warf Meti einem Blick zu, weil ich wusste, dass er wieder etwas sagen würde.
Er fragte: „Klischee Nummer 66?“
Ich lachte.
„Was ist das“, fragte Vivi.
Ich lachte wieder.
„Zieh dir lieber was an.“
„Warum?“
„Klischee Nummer 66. Frauen werden nur von Monstern angegriffen wenn sie viel zu wenig anhaben“, rief Meti.
„Haha. Wie witzig.“
Trotzdem zog sie sich etwas über.

- 2 -

„...Und wenn du das gemacht hast dann hast du die Frau so gut wie sicher“, sagte Michael.
„Gut, ich geh pissen“, meinte Marcus.
Er ging und ich blickte ihm nochmal hinterher.
„Ehy... viel Erfolg.“
„Den hab ich immer.“
Er ging.
Seine Füße trugen ihn ein Stück von uns weg. Er blieb an einem Busch stehen.
Ich konnte ihn immer noch sehen, doch dahinter lag der dunkle Wald.
Die Sonne hatte sich ganz verkrochen und nur noch das Lagerfeuer und der Mond, der sich groß auf dem See spiegelte schenkten etwas Licht.
Ich konnte nur noch seine Silhouette erkennen.

-3-

Es kroch durch die Büsche, pirschte sich langsam an seine Beute ran.
Gleich hatte es ihn.
Langsam kroch es durch das Unterholz. Bewegte sich vorsichtig.
Versuchte keinen Laut von sich zu geben.
Es stand direkt vor ihm.
Plötzlich klingelte etwas.
„Was willst du Mudda. Komm, geh mir nicht auffen Sack. Nein, nein. Ehy. Nerv mich nicht man. Ich komm nach Hause wenn ich will. Ne. Mit Micha und Doe. Ach Leck mich.“
Er steckte das Handy weg.
„Ehy, alles klar bei dir“, rief jemand zu ihm.
Der Junge nahm die Hand hoch und schrie: „Jooo.“
Das Ding im Busch packte ihn und zog ihn schnell ihn den Busch.
Er kam nicht mal dazu einen Laut von sich zu geben.

-4-

„Krömer?“
Ich hatte nichts genaues gesehen. Nur das er plötzlich in den Busch gezogen wurde.
„Krömer?“
„Was ist los“, fragte Michael.
„Ich weiß nicht.“
Etwas kam aus dem Busch gestürmt und so schnell es da war, so schnell sprang es in den See.
Es war wieder verschwunden.
„Was war das?“
„Pssst.“
Ich ging näher an den See und suchte danach im Wasser, gefolgt von Michael.
Es war dunkel und ich konnte kaum was erkennen.
„Alles klar“, fragte David aus dem Wasser.
Ich antwortete nicht.
Meine Augen suchten weiter den See ab.
Das Wasser wurde plötzlich aufgescheucht.
Es war bei ihnen
 schoss es mir durch den Kopf.
„ALLE RAUS AUS DEM WASSER!“
Sie hörten nicht auf mich.
Ich rannte auf sie zu, wedelte dabei heftig mit den Armen.
„RAUS AUS DEM WASSER!“
„Was ist denn los“, fragte Marvin.
Plötzlich packte ihn etwas, riss ihn unter Wasser.
Michael stürmte los, während ich zurück in die Richtung sah in der Marcus zum Pinkeln verschwunden war.
„Hilfe“, rief er.
Er hatte sich aus dem Busch gezogen.
Und lag auf dem Boden.
„Helft mir.“
Ich wollte zu ihm hinrennen und ihm helfen als plötzlich diese Gestalt aus dem Busch trat.
Ich erschrak, blieb in der Bewegung stehen.
War wie versteinert. 
Das Ding packte ihn, riss ihn hoch und verschwand wieder im Busch.
David griff nach Marvin. Und versuchte ihn ans Ufer zu ziehen doch etwas anderes zog an seinen Füßen.
Marvin schrie vor Schmerzen.
Michael stürzte ins Wasser, während die anderen nur schnell ans Ufer wollten.
Er eilte David zu Hilfe, packte Marvin und zog mit.
Ich rannte los und wollte schnell Marcus helfen.
Irgendjemand hatte ihn gepackt.
Blümel der Rote packte mich und hielt mich zurück.
„Nein. Nicht allein.“
David zog weiter an Marvin.
Er schrie noch immer vor Schmerz.
Michael versuchte mit der Faust nach dem Ding im Wasser zu schlagen.
Er erwischte es und plötzlich fiel David mit Marvin um und sie tauchten unter im brusthohen Wasser.
Michael drehte sich um und versuchte beide aus dem Wasser zu fischen. Er packte Marvin und zog.
Das Ding im Wasser hatte losgelassen.
David tauchte auf, griff instinktiv nach Marvin und zog mit.
Erst am Ufer sahen sie was passiert war.
Marvin heulte vor Schmerzen und blutete stark.
Seine beiden Füße waren abgebissen.
Ich stand da, schlug die Hände vor mein Gesicht und wusste nicht was ich tun sollte.
Die beiden Mädchen begannen zu kreischen bei dem Anblick.
Es machte die Sache nicht besser.
„Tu was“, schrie Michael mich an.
Ich wusste nicht was.
Marcus wurde von irgendjemanden in den Wald gezogen und Marvin wurde von einem Ding im Wasser angegriffen.
Ihm fehlten verdammt noch mal beide Füße.
Was sollte ich machen.
„TU WAS.“


Kapitel 3


- 1 -

"Tu was!", schrie Michael mich an.

- 2 -

"Komm schnell, bevor uns noch einer sieht."
"Warte, ich kann nicht so schnell. Der Hund", sagte Tim. David zog Tim hinter sich her und dieser seinen Hund. "Schneller. Ich will nicht, dass die was mitbekommen." Tim riss sich los. 
"Dafür brauchst du mich aber nicht am Arm hinter dir herschleifen." David konnte es kaum noch erwarten. Er wollte es unbedingt. Nur noch das schien für ihn zu zählen.
Es war ihm zwar nicht egal, was die anderen dazu sagen würden, aber es war einfach das Einzige, an das er im Moment denken konnte und wollte.
"Warum hier", fragte Tim.
David lief in den Busch, dicht gefolgt von Tim und der kleinen Trethupe.
"Hier kann uns keiner sehen, niemand bekommt etwas mit, wir sind ungestört und allein. Nur wir beide. Komm, da hinter dem Busch ist es gut." 
"Hm, müssen wir das wirklich so versteckt machen? Mir ist es egal, was die anderen sagen. Von mir aus kann es ruhig jeder wissen. Wir brauchen uns dann nicht mehr zu verstecken."
"Bist du verrückt", fuhr David ihn an, "Hast du Bock auf das dumme Gelaber vom Doe oder Micha? Ich nicht. Die machen sich schon genug über mich lustig." 
Die beiden verschwanden hinter dem Busch und David öffnete sofort seine Hose.
Tim rieb sich die Hände, als er dabei zuguckte. Auch er verspürte jetzt dieses unbändige Verlangen. 
Der Gürtel an Davids Hose schnellte auf und sofort fiel seine Hose zu Boden.
"Setz dich am beten hin", sagte David.

- 3 -

"TU DOCH WAS", schrie Michael.
Erst jetzt erwachte ich aus meiner Versteinerung. Ich konnte wieder meine Muskeln fühlen und die Beine bewegen.
Ich stürmte auf Michael und den am Boden liegenden Marvin zu.
Es schoss so unglaublich viel Blut aus seinen zerfetzten Knöcheln.
Die Füße fehlten und offenbarten zwei große klaffende Wunden.
„Ich muss die Blutung stoppen. Hat einer einen Gürtel?“

Auch ich zog meinen aus der Hose, noch ehe ich den Satz beendet hatte.
Ich steckte ihn in die Schnalle so das er einen Kreis ergab, zog ihn über Marvins rechtes Bein und zog ihn ganz fest kurz unter der Wade zu.
„Ich hab' einen“, sagte David.
„Dann hol ihn verdammt“, sagte ich härter als beabsichtigt.
Ich wollte nicht, dass Marvin mir verblutete.
David ging zum Lagerfeuer wo seine Hose lag.
Marvin war ganz still.
Ich hatte die Befürchtung, dass er schon tot 
war.
Sein Blut klebte an meinen Händen, an meinen Beinen, war auf meinem T-Shirt. Es war einfach überall.
Ich zog den Gürtel noch mal so fest ich konnte zu und versuchte ihn zusammenzuknoten.
David kam mit seinem Gürtel wieder.
„Leg ihn ums andere Bein. Mach es wie... ach gib her.“
Ich legte Marvin den zweiten Gürtel um, dieses mal ums andere Bein und zog auch ihn fest zu.
Noch immer trat aus den beiden Stümpfen eine Menge Blut aus.
„Ich kann die Blutung nicht stoppen. Gib mir dein Hemd Dave.“
Er zeigte mir den Vogel. „Bist du verrückt?“
„Gib mir dein scheiß verdammtes Hemd“, schrie ich ihn an.
David ging wieder von uns weg.
Ich wischte mir mit der rechten Hand den Schweiß aus dem Gesicht.
Die Welt um mich herum war vergessen.
Was die Anderen machten interessierte mich einen Scheiß.
„Hier“, sagte David und reichte mir sein Hemd.
Ich könnte euch jetzt sagen, dass es ein weißes Hemd mit grauen Streifen war, aber das interessierte einen Scheiß.
Ich riss es in zwei Teile. Einen gab ich David wieder.
„Du musst es feste draufdrücken.“
Ich tat es ihm gleich.
Jeder nahm einen Stumpf in der Hand und drückte.
Marvin schrie auf, versuchte mit den Händen nach uns zu schlagen, aber Michael packte sie und drückte sie auf den Boden.
„Bleib ruhig“, sprach er ihm zu. „Es wird alles wieder gut.“
Ich wusste, dass es gelogen war.
Er würde hier draußen sterben.
Wir waren zu weit im Nirgendwo, als dass wir schnell hätten Hilfe holen können.
„Du wirst Vater in ein paar Wochen. Klar wirst du das schaffen und ehe du dich versiehst hältst du den kleinen Marvin in den Händen. Und wenn er größer ist werden wir zusammen Fußball spielen“, versuchte er ihn zu beruhigen.
Rede nicht von Füßen, dachte ich mir nur.
„Taliban“, schrie ich.
„Ich hab auch einen Namen.“
„Davon bezahlt sich meine Miete auch nicht“, fuhr ich sie zornig an. „Im Auto ist ein Verbandskasten. Bring mir den. Schnell.“
Sie fing an mit mir zu diskutieren.
„Warum kann das nicht jemand anderes machen?“
„METI“, schrie ich.
„Jo was los.“
„Ich brauch den Verbandskasten. Hol mir den und schaff mir diesen Extremisten aus den Augen sonst vergesse ich mich gleich.“


- 4 -

„Klischee Nummer 54. Wenn du nicht das machst was der Anführer sagt, sondern das Gegenteil, stirbst du“, sagte Meti zu dem Mädchen.
„Er ist ein Arschloch. Ich hab ihm jetzt drei mal gesagt wie ich heiße und er nennt mich trotzdem Taliban.“
„Wir sollten uns beeilen. Bis zum Auto ist es noch ein ganzes Stück.“


- 5 -

Es dauerte mir zu lange.
Marvins Gesicht war blass und seine Augen schienen grau und den Blick ins Leere gedreht.
„Er wird uns verbluten“, flüssterte ich Michael und David zu in der Hoffnung, dass Marvin uns nicht hören konnte.
„Ich kann dich hören“, sagte er mit piepsender Stimme.
Scheiße.
„Wie geht’s dir“, fragte David ihn.
„Ich hab' Hunger!“
Ich lachte.
„Das hast du immer mein Freund.“
Sie waren nun bestimmt schon fünfzehn Minuten weg und immer noch nicht wieder da.
David schien meine Gedanken zu hören und fragte: „Meinst du ihnen ist was passiert?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Du hast da übrigens etwas Marvin im Gesicht“, sagte David.
Ich sah ihn verdutzt an.
„Du hast sein Blut in deinem Gesicht kleben.“
Es war mir egal.
Bestimmt als ich mir den Schweiß aus dem Gesicht gewischt hatte.
„Hört mir zu“, sagte ich zu Michael und David. „Es sind zwei. Das Ding das im Wasser war und da war noch etwas. Es hat sich Marcus geschnappt und in den Busch gezogen. Wenn wir hier verschwinden wollen müssen wir müssen wir vorsichtig sein. Wer weiß wie viele hier noch sind.“


- 6 -

Meti holte den Verbandskoffer aus dem Kofferraum.
Taliban, die eigentlich Lisa hieß, kniete neben den Autoreifen.
„Sie sind nicht zerstochen. Es sieht so aus als hätte etwas daran genagt.“
„Wie meinst du das“, fragte Meti.
„Es ist kein sauberer Schnitt. Die Löcher sind ausgefranst als hätte etwas da rein gebissen oder dran genagt. Bei allen vier Reifen.“
Meti sah sich um.
„Pssst“, sagte er zu ihr und drückte dabei seinen Zeigefinger auf die Lippen.
„Wir sind nicht allein.“

- 7 -

„Das soll ich in den Mund nehmen“, fragte Tim David.
„Na klar. Du wolltest das doch. Oder hast du plötzlich ein Problem damit?“
„Nein...nicht wirklich...aber...er ist so groß.“
„Daran solltest du dich bei mir gewöhnen“, lachte David. „Du wolltest es ja eigentlich vor den anderen machen und jetzt wo wir alleine sind willst du plötzlich nicht mehr. Was bist du denn für ein Lappen.“
„Ok...du hast recht...gib schon. Ich werds machen.“
Tim nahm ihn in den Mund und gab beim saugen plötzlich ein Schmatzen von sich. Darauf folgte ein Husten, als hätte er sich verschluckt.
„Siehst du, so schlimm ist es garnicht“, sagte David. „Mach weiter.“
Tim saugte erneut und diesmal gab er dabei keinen Laut von sich, aber David konnte in seinem Gesicht lesen, dass es ihm gefiel.
„Warum versteckst du dein Gras eigentlich immer zwischen deinen Eiern“, fragte Tim.
„Tja, wenn mich einer abziehen will dann guckt er nicht bei meinen Eiern nach. Gib mir jetzt mal den Joint. Ich will auch einen buffen.“

- 8 -

Die Beiden waren immer noch nicht zurück.
Egal wie fest ich auch auf die Wunde drückte, es hörte nicht auf zu bluten und Davids Hemd war nur noch ein nasser roter Klumpen.
„Wir müssen die Wunden zubrennen. Er verblutet uns sonst noch.“
„Was“, fragte David.
„Doch. Ich hab das schon in einigen Filmen gesehen.“
„Bist du dir sicher das du das tun willst?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein ich bin nur Pfleger und kein verdammter Arzt.“
„Marvin?“
Er reagierte nicht.
„Marvin?“
Er war regungslos.
Michael schlug ihm leicht ins Gesicht.
Erst jetzt kam er wieder zu sich.
„Hast du gehört was ich gesagt habe?“
Mit piepsiger Stimme sagte er: „Ja, mach ma.“
Ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt noch realisierte was ich gesagt hatte.
„Michael, du musst mir einen dicken glühenden Stock bringen.“
Er stürmte sofort los und brachte mir einen der dick und feuerrot glühte.
„Du musst ihn festhalten. Er wird versuchen sich zu wehren aber du darfst nicht loslassen.“
Ich nahm ihm den glühenden Stock ab. Michael packte Marvins Arme und David packte Marvins linkes Bein.
Ich nahm das blutgetränkte Hemd vom Stumpf und drückte den glühenden Stock auf den Stumpf.

- 9 -

„Lauf schneller“, schrie Meti und blickte hektisch nach hinten.
Er konnte das Ding nicht mehr sehen aber er wusste es war noch da.
Plötzlich dieser laute Schrei.
Er hallte in den Bäumen, scheuchte Vögel aus ihren Nestern auf und hinterließ ein ungutes Gefühl.
Meti blieb stehen.
Noch immer konnte er den Schrei hören aber er war nicht hinter ihnen sondern kam von Richtung See.
Dann wurde es still.
„Warum bleibst du stehen“; fragte das Mädchen und war dabei völlig außer Atem.
Dann folgte ein zweiter noch lauterer Schrei.
Es war Marvin.
„Was passiert da“, fragte sie Meti.
„Wir sollten schnell weiter. Es ist noch da“, sagte Meti, drehte sich um um noch einmal nach hinten zu blicken und dann sah er die Gestalt auf dem Weg stehen.
Sie war vielleicht nur zehn Meter von ihnen entfernt.



Kapitel 4

- 1 -

Im fahlen Mondlicht spiegelte sich mein Gesicht im See.
Die Hände ins Nass getaucht, löste sich langsam das Blut von ihnen.
Ich schöpfte etwas Wasser mit den Handflächen und tauchte mein Gesicht hinein.
Es war kalt.
Ich wusch mir das Blut aus mein Gesicht.
Was habe ich nur getan?

Ich drückte den glühenden Stock fest auf die klaffende Wunde. Marvin schrie auf, zappelte, versuchte mit den Armen um sich zu schlagen.

Ich sah mein trauriges Gesicht im Wasser.

Sein Schrei klingelte mir in den Ohren aber ich drückte die Glut noch fester auf die Wunde.
Froh, dass David sein Bein festhielt.
Er wimmerte, als ich die Glut von ihm nahm.
„Bitte nicht. Lass mich.“
Meine Hände zitterten.
Die Luft roch nach verbrannter Haut.
Es stank, als würde man sich an Silvester die Fingernägel verbrennen, weil man zu viele Funken der Lunte abbekommen hatte.
„Einmal nur noch. Dann hast du es geschafft“, sagte ich zu ihm. „Nur noch einmal.“
„Nein. Nein. Ich will das nicht. Nein.“
„Halt sein Bein fest David. HALT ES FEST.“
„Ich versuch es ja“; schrie er zurück.
David versuchte es mit aller Kraft, aber Marvin versuchte mit seinem Bein zu kämpfen wie noch nie.
Ich half David und drückte sofort die Glut auf den anderen Stumpf.
Wieder stank es nach...


… verbranntem Fleisch. Als mir der Geruch in Erinnerung kam wurde mir speiübel und mein Magen entleerte sich.
Ich kotzte in den See.

Er schrie wieder, aber irgendwann hörte er auf. Als würde er es einfach ertragen.
Vermutlich war er einfach nur zu schwach geworden oder konnte sich so glücklich schätzen und hatte das Bewusstsein verloren.


- 2 -

Marvin lag auf dem Boden.
Ich hatte ihm eine Decke unter den Kopf gelegt.
Er hatte das Bewusstsein verloren.
David schrie laut und wollte, dass wir die suchen gehen.
Ich mischte mich nicht ein.
Ich stand einfach da und sah auf Marvin herab.
„Ich geh die jetzt suchen und dann kriegen die aufs Maul“, schrie David.
„Beruhige dich David“, schrie Blümel der Rote.
„Nein, ich will die jetzt suchen. Ich will die fertig machen.“
Blümel packte David und hielt ihn zurück.
„Hier wird niemand irgendwo hingehen. Meti und die Dingens ist auch noch irgendwo da draußen.“
„Du meinst Lisa?“
„Wer“, fragte ich.
„Der Taliban.“
„Ja...sag ich ja.“
David kam auf mich zu gestürmt. „Ich lass mir von niemandem was sagen. Das Ding hat sich den Marcus geschnappt und was Anderes hat dem Marvin die verdammten Füße abgebissen, also sag mir nicht, was ich nicht tun soll.“
„Es bringt nichts, wenn wir unüberlegt in den Wald rennen“, klinkte sich Michael mit ein. „Wir wissen doch nicht mal wonach wir suchen sollen.“
„Das ist mir scheißegal. Ich geh den jetzt suchen. Wer will mit?“


- 3 -

„Ihr solltet auch mitgehen“, sagte ich zu Felix und Michael. „Ich will, dass jemand dabei ist, der ihn unter Kontrolle hat.“
„Und was sollen wir machen, wenn er ausrastet“, fragte Felix.
„Ich weiß doch genausowenig wie ihr im Moment wie es weiter gehen soll. Das verdammte Handynetz funktioniert nicht“, sagte ich zu ihm.
„Wir werden hier nicht mehr wegkommen oder?“
„Ich hoffe es, aber wir sitzen hier irgendwo in der Pampa fest.“
„Was machst du in der Zwischenzeit“, fragte mich Michael.
Ich starrte zu Marvin. „Jemand sollte bei ihm bleiben und auf ihn aufpassen.“
„Ok, du bleibst und wir gehen Marcus suchen.“
Ich gab beiden die Hand. „Passt auf euch auf.“
„FELIX! Komm jetzt“, schrie David.
„Wartet, wickelt eure Handtücher um einen dicken Stock. Ich hab noch Brennspiritus über. Das sollte 'ne Zeit lang Licht spenden. Ich warte hier auf euch und hoffe das Meti bald zurück ist.“
Der Spiritus reichte grade noch für 4 Fackeln.
Sie gingen alle zu der Stelle an der Marcus in den Busch gezogen wurde. Felix drehte sich noch einmal zu mir um und sagte: „Mosch Mosch, mein Freund. Ich hoffe du überlebst.“
Ich nickte.
Als sie alle langsam ins Dunkel verschwanden und Marvin und mich alleine zurückließen, wusste ich noch nicht, dass ich einige von ihnen nie wiedersehen würde. 
Ich war mit Marvin alleine.
„Hey, bist du wach“, fragte ich ihn.
„Noch“, sagte er, aber er lachte.
Ich ging an meinen Rucksack und griff nach den Bierdosen. „Willst du auch eine?“
„Ich werd' es nicht schaffen oder“, fragte er mich.
Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Stattdessen riss ich die Bierdose auf und trank sie in einem Zuge weg.
Ich nahm die nächste und riss sie auf.
„Gibst du mir 'ne Kippe?“
„Ich dachte du rauchst nicht, Marvin.“
„Heute ist auch keine Nacht wie jeder andere. Und bring mir ein Bier mit.“
Ich brachte ihm ein Bier mit, steckte ihm eine Zigarette in den Mund und zündete mit meinem vorletzten Streichholz unsere beiden Zigaretten an.
Ich öffnete ihm die Dose Bier  und hob seinen Kopf an, um ihm etwas in den Mund zu schütten.
Danach schob ich ihm wieder seine Zigarette in den Mund.
Beide nebeneinander liegend blickten wir hoch zum Sternenhimmel und der Mond sah auf uns herab, wie ein einäugiger Götze. Ich konnte fühlen wie er uns höhnisch auslachte.
„Als ich ein kleiner Junge war habe ich immer davon geträumt zu den Sternen zu fliegen. Ich wollte mir immer eine Rakete bauen und dann...“
„Haben wir das nicht alle“, fragte ich ihn.


Ich verwischte mein Bild im Wasser. Ich konnte diesen Anblick nicht mehr ertragen.

„Wirst du mir einen Gefallen tun“, fragte er mich.
Ich lag neben ihm und sagte: „Jeden.“


Ich schlug die Hände vor's Gesicht und fing an zu weinen.
Meine Knie drückten sich in die nasse Erde.
Ich weinte und mir war es egal, ob von irgendwo ein Monster kommen würde um mich zu fressen.
„Hey“, hörte ich Meti plötzlich rufen. 
„Wo sind die anderen?“
Ich schöpfte mir nochmal Wasser ins Gesicht bevor ich aufstand.
„Hast du geheult“, fragte er.
„Ne“, schüttelte ich den Kopf. „Ich hatte nur was im Auge.“
Er hakte nicht weiter nach und ich war froh darüber.
„Wo ist die Dingens.?“
„Du meinst Lisa?“
„Sag ich ja. Wo ist sie“, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf.
„Was ist mit Marvin passiert“, fragte Meti und zeigte auf seinen regungslosen Körper.
Ich drehte mich von Meti weg, wollte einfach nicht in sein Gesicht sehen.
„Ich habe ihn zu den Sternen Geschickt.“

„Wo sind all unsere Leute Hin.“
„David wollte Nach Marcus suchen und die anderen sind mit. Nur ich bin hier weil ich Marvin nicht alleine lassen wollte und um auf euch zu warten.“
„Was seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Filmklischee Nummer 41. Die Gruppe sollte sich niemals trennen und in verschiedenen Richtungen suchen.“


- 4 -

„Ich finde wir sollten uns nochmal aufteilen“, sagte David. „Wir können so einen größeren Radius absuchen.“





Kapitel 5


- 1 -

„Wir sollten zwei Gruppen bilden“, sagte David. „Eine sollte etwas weiter nach links laufen und die andere schräg nach rechts.“
„Glaubst du, das ist eine Gute Idee“, hinterfragte Felix.
„Es ist die beste Idee, die wir zur Zeit haben. Wir wissen nicht, wie weit weg das Ding ist und in welche Richtung es verschwunden war.“
„Dann sind wir noch weniger und können uns im Falle eine Falles noch schlechter verteidigen. Alles was wir haben sind unsere Fackeln und Michaels Pfefferspray. Da können wir auch gleich die Hände hinter den Kopf legen, auf die Knie fallen und schreien "Kuckuck hier bin ich.“
„Ich hab' hier jetzt das Sagen und ihr werdet tun was ich euch befehle“, warf David ein.
„Moment mal, Kerl. Du solltest hier mal ganz schnell einen anderen Ton angewöhnen“, sagte Michael mit aufbrausender Stimme.
„Was? Willst du kleiner Pimpf mir was vorschreiben?“
Michael bäumte sich vor David auf und schrie: „Was willst du machen? WAS?“
In seiner Hosentasche umklammerte er sein Pfefferspray. 
„Du fängst dir gleich eine“, schrie David.
„Ehy Leute. Ihr solltet euch jetzt mal ganz schnell wieder beruhigen“, klingte sich Vivi ein und stellte sich zwischen die beiden.
„Komm schon David. Lass es sein“, sagte Blümel der Rote.
„Vivi, du kommst mit uns mit. Tim, du gehst mit Michael und Felix. Komm Blümel, wir gehen“, sagte David.
„Wo ist nur der Doe, wenn man ihn mal braucht. Er wüsste jetzt was zu tun ist“, sagte Felix.
David drehte sich um und ging mit Blümel.
„Passt auf euch auf“, sagte Vivi.
„Willst du wirklich mit dem Vollidioten mitgehen“, fragte Michael sie.
„Das wird schon.“

- 2 -

Ich hatte Metis Taschenlampe in der Hand und durchsuchte unser provisorisches Lager am See.
Alles, was ich als nützlich empfand packte ich in meinen Rucksack.
Das Nützlichste, was ich fand war eine Flasche Brennspiritus, die ich in Michaels Rucksack fand.
Ich dachte, wir hätten nur eine gehabt.
Ich stopfte sie in die Seitentasche meines Rucksacks damit sie schnell griffbereit war, wenn ich sie im Notfall brauchte.
„Denkst du, es ist wirklich eine gute Idee, wenn wir uns vom Lager entfernen“, fragte Meti.
„Du sagst doch das Ding hat Lisa nicht weit von hier geschnappt und es weiß wo wir sind. Ich bin mir sicher es wird nochmal hier auftauchen.“
Ich suchte weiter und fand ein Messer.
„Hier, das solltest du nehmen“, sagte ich zu Meti und reichte ihm das Messer. Es hatte eine Klinge von vielleicht 15 Zentimeter und war ein herkömmliches Küchenmesser.
„Woher hast du das?“
„Es war in Marcus Sachen dabei. Ich denke mal es war eigentlich fürs Grillfleisch vorgesehen.“
Ich suchte weiter und fand eine Tüte mit Dosenbier und einer Flasche Apfelkorn.
Ich griff nach einem Bier und bemerkte, wie meine Hand zitterte.
Ich hatte in der Hektik ganz vergessen, wieviel Angst ich eigentlich in meinen Knochen hatte.
Ich ließ das Bier liegen und griff stattdessen nach der Flasche Apfelkorn und trank zwei große Schlücke.
„Nur zur Beruhigung“, sagte ich zu Meti.

- 3 -

„Er ist ein verdammtes Arschloch. Der regt mich so auf, Alter.“
„Beruhig dich endlich, David“, sagte Vivi zu ihm.
Sie und David trugen eine Fackel nur Blümel der Rote hatte keine. Die anderen Fackeln waren in der anderen Truppe.
„Nee...Ich will mich nicht beruhigen. Beim nächsten Mal bekommt der eine gezogen. Ganz einfach.“
David und Vivi liefen vorne an der Spitze und Blümel lief ein paar Schritte hinter ihnen.
„Der soll echt aufpassen, was er macht.“
„David! Wir haben grade andere Sorgen im Kopf.“
„Das ist mir so was von scheißegal.“
„Weisse was der mich mal kann? Am Arsch lecken kann der mich. Aber nicht nur die Naht, sondern auch die Bömmelkes.“
Sie liefen noch ein Stück und David war sehr laut beim Sprechen, doch Vivi sagte nichts. Sie wusste es würde keinen Sinn machen bis David sich nicht etwas beruhigt hatte.
Dann blieb sie stehen und sah nach hinten zu Blümel.
„David.“
Doch er lief einfach und führte seinen hetzerischen Monolog weiter.
„DAVID!“
„Was willst du?“
Erst jetzt sah auch er das Blümel nicht mehr hinter ihnen war.
„Wo ist er?“
„Blümel“, schrie David.
Vivi drehte sich einmal hektisch um ihre eigene Achse und versuchte alles im Blick zu haben. Jeden einzelnen Baum, jeder Schatten der sich bewegte und jedes raschelnde Geäst.
„Blümel!"

- 4 -

„Der überspannt den Bogen langsam. Ich mein', du kannst einen Wagen im roten Bereich fahren...“
„Wir sind alle etwas angespannt“, unterbrach Felix Michael.
„Geblubber! Der Junge hat einfach einen Schaden.“
„Lass mal den David in Ruhe“, mischte sich Tim mit ein. Er hatte immer noch seinen kleinen Hund Benny dabei.
„Was nimmst du den jetzt in Schutz? Biste Schwul? Liebst du ihn? Komm, lutsch ihm doch den Penis.“
„Boar Michael...Du weißt, wie ich das meine.“
„Ja genau...lutsch ihm den Penis. Ja mach ma.“
Es riss ruckartig an der Leine von Benny und dann war der Hund verschwunden.
Man hörte nur noch kurz ein Jaulen, ein Quietschen und dann war es wieder Still.
„Es ist hier“, schrie Michael.
Er hielt seine Fackel vor sich und versuchte etwas im schwachen Licht zu erkennen.
„Wir sollten uns alle mit den Rücken aneinander stellen. So können wir alle Seiten abdecken.“
„Es hat Benny“, kreischte Tim mit schriller Stimme.
„Bist du ne Muschi verdammt. Sei mal ein Kerl.“
Etwas flog im hohen Bogen aus dem Busch heraus.
Es war Benny.
Sein Fell war blutig und die Beine so weit voneinander gerissen, dass die Bauchdecke aufgeplatzt war.
„Benny.“
Dann kam etwas hinterher gesprungen, fiel Tim an und stürzte ihn zu Boden.
Michael wollte instinktiv mit der Fackel zuschlagen, aber so schnell wie das Ding kam, war es auch schon wieder weg - nur jetzt schliff es Tim hinter sich her.
Michael stürmte los und rannte dem Ding hinterher.
Jetzt reagierte auch Felix und nahm die Beine in die Hand und jagte dem Ding nach.

- 5 -

„Blümel. Wo bist du“, schrie David.
„Meinst du das Ding hat ihn geschnappt“, fragte Vivi.
„Sag das nicht“, schrie er schon fast. „Blümel.“
„David, lass uns schnell verschwinden. Etwas stimmt hier nicht.“
„Wir sollten jetzt bloß nicht den Kopf verlieren“, sagte der, der bald keinen Kopf mehr hatte.
„Hallo“, rief plötzlich der Fremde, mit krächzender Stimme, der aus dem Schatten der Bäume trat.
David und Vivi fuhren zusammen.
Die Gestalt kam mit langsamen, schlurfenden Schritten auf sie zu.
„David, David, David. Du bist einfach zu laut.“
„Verschwinde Vivi“, sagte er zu ihr.
„Nein“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Ich lass dich nicht allein.“
„Du solltest gehen“, sagte die ins Dunkel getauchte Gestalt. „Dann hab ich mehr Spaß wenn ich dich jagen kann.“
„Geh Vivi.“
Sie lief weg.
„David, David, David. Ganz allein im Dunklen Wald. Das ist aber nicht gut. Du wirst dich noch verlaufen.“
„WAS HAST DU MIT DEN ANDEREN GEMACHT.“
Die Gestalt lachte laut auf. Fast schon quietschend.
Nur noch ein paar Schritte trennten beide von einander.
David stürmte los und holte dabei mit der Fackel aus. Die Gestalt wich aus und verschwand im Schatten und David schlug mit der Fackel gegen einen dicken Baum.
Sein Stock der mit einem mit Spiritus getränkten Handtuch umwickelt war zersplitterte.
Das Handtuch brannte noch immer aber nun lag es auf dem Boden und war unbrauchbar.
„David.“
Seine Stimme schien aus allen Richtungen zu kommen.
David, David, David, David, David, David.
„Zeig dich. Komm raus.“
David, David, David, David, David.
David drehte sich im Kreis, konnte nicht erahnen von wo die Stimme kam.
„Komm raus.“
David, David.
„Ich bin hier.“
Er drehte sich rum aber da war niemand.
„Jetzt bin ich hier.“
Er konnte ihn nur durch die Büsche huschen hören.
Es raschelte und langsam ging das brennende Handtuch aus.
„Ich bin hier.“
David, David, David.
„Hier.“
Dann ging der Rest der Fackel ganz aus und David wurde komplett von Schatten umhüllt.
„KOMM ENDLICH RAUS.“
„Ich bin doch hier.“
David drehte sich herum und blickte in die grinsende Fratze.
Sie schnellte nach vorn und biss zu.

- 6 -

„Würdest du mir auch einen Schluck geben“, fragte Meti.
„Klar, nimm.“
Ich reichte ihm die Flasche und zog meinen Rucksack auf. Ich hatte das nötigste eingepackt.
Meti trank nicht.
„In welche Richtung sollen wir gehen, was meinst du?“
Meti sah mich einfach nur an und hatte die Schnapsflasche in der Hand.
„Du solltest wirklich einen Schluck trinken. Es tut gut. Hilft gegen die Angst.“
Ich drehte mich von ihm weg und etwas hartes schlug mir gegen den Kopf.



Kapitel 6
- 1 -

Das kleine Haus ward tief versteckt im dunklen Wald. Hinter großen Bäumen und bedeckt mit morschem Geäst. 
Die Fenster von einem schwachen orangerotem Licht erleuchtet wirkte, als starre es weit in den Wald hinein, um jeden Schritt unserer Helden zu beobachten. 
Die Vorhänge in den Fenstern, schon lange vergilbt und von Motten zerfressen, wirken wie die Lider und alles was dahinter war, tief in der Augenhöhle, war noch nicht erkennbar.
Der Wald war ruhig nur aus dem Haus kam ein leises Summen.
Jemand pfiff eine Melodie, summte sie mit und pfiff sie wider.
Vor dem Haus hing eine Axt in einem aus dem Boden ragenden Baumstumpf.
Nur weiß noch niemand, dass mit ihr nicht nur Holz gehackt wurde.
Ein Schatten huschte am Fenster vorbei und die Melodie erstarb für einen kurzen Augenblick.
Die Tür öffnete sich und ein finsterer Schatten trat hinaus, griff nach der Axt und zog sie aus dem Stumpf.
Sie blickte in den Wald und schien einen Moment lang tief die frische Luft einzusaugen.
Sie drehte sich herum, summte weiter die Melodie und schloss die Türe hinter sich.
Der Schatten huschte wieder am Fenster vorbei dann ein kurzer lauter Schrei.
Die Melodie ging weiter.

Die Hände griffen wieder nach dem Messer. Die Klinge trennte langsam und fein säuberlich die oberste Hautschicht mit samt dem Bindegewebe darunter vom Fleisch.
Erst hatte er dem toten, nackten Mann auf dem Tisch den Rücken längs aufgeschnitten und die Hautschicht vom Körper getrennt. Es würde zu lange dauern die Haut an einem zusammenhängenden Stück zu entfernen. Er hatte die Arme und Beine mit der Axt vom Körper getrennt.
So konnte er sich nun um jedes Einzelteil der Reihe nach kümmern.
Nur mit den Händen hatte er ein paar Probleme.
Es war schwer die Finger nicht zu beschädigen.
Es war eine sehr filigrane Arbeit von jedem Finger die Haut abzuschneiden.
Letztlich hatte er es nur bei drei Fingern geschafft, dass sie unbeschädigt blieben.
Die Beine waren egal. Die Füße hatte er eh abgetrennt. Mit ihnen hatte er anderes vor.
Sie waren das Wichtigste an einem Menschen.
Die Melodie hallte durch das ganze Haus und er war grade dabei die Haut vom Kopf zu streifen.
Als er damit fertig war und seine Kapuzenjacke völlig vom Körper getrennt hatte, betrachtete er sie, ging mit der Hand hinein in den Kopf und sah der Jacke ins Gesicht.
Er starrte in die leeren Augen und sagte: „Hallo schöner Mann. Du bist auch nicht das Erste mal hier.“
Er bewegte die Hand so, dass das Gesicht nickte, bewegte mit den Fingern den leeren Mund und ließ die Kapuzenjacke sprechen wie die Puppe eines Bauchredners. „Ich war schon ein paar mal hier.“
Er nickte und lächelte, entblößte seine Zähne und sprach: „Ich weiß. Ich hab' dich schon ein paar mal beobachtet. Deine roten Haare und besonders dein Lächeln hat mich so fasziniert.“
Der Rote guckte nach unten und sein Blick schnellte wieder nach oben. „Was hast du mit meinen Füßen gemacht?“
„Keine Sorge“, sagte die Gestalt. „Ich werde mich gut um sie kümmern. Gleich bekommen sie ein Fußbad und dann massiere ich sie dir noch wenn du willst.“
Die Kapuzenjacke formte ihren Mund zu einem verzogenen bestialisch leeren Lächeln. „Das ist aber schön. Ich hoffe doch es wird mir gefallen.“
Die Gestalt nickte und sagte: „Es wird dir gefallen. Du wirst es genießen. Ich aber noch mehr.“
Er betrachtete noch einmal die Kapuzenjacke.
Sie war wahrlich seine Beste Arbeit.

Die Tür sprang auf und das Ding kam mit Tim ins Haus. Es hatte zog ihn an den Haaren hinein.
„Rene.“
Die Kreatur ließ Tim fallen und rief: „Ich bin wieder heim, Papa.“
Tim lag bewegungslos auf dem Boden aber wenn man genau hinsah konnte man noch das auf und ab der Atmung erkennen.
„Komm schnell her. Ich brauch' deine Hilfe.“
„Ich hab dir was mitgebracht Papa.“
„Wir haben schon genug Besuch, der zum Essen bleibt. Komm jetzt her.“
Rene sah runter zu Tim. Er lag noch immer still da.
„Ja, ich komme.“
Rene ging rechts in den kleinen Nebenraum und sah wie sein Vater grade die Ärmel an seine neue Jacke nähte.
„Oh du hast dir einen neuen Mantel gemacht. Der sieht aber schön aus.“
Die Gestalt lachte: „Das ist mein Meisterwerk.“
„Darf ich ihn mal anziehen, Papa?“
„Nein, noch nicht. Er ist noch nicht fertig. Du musst mir einen Gefallen tun und die Ärmel weiter vernähen. Ich muss mich weiter um unsere Gäste kümmern. Das Essen ist gleich fertig.“
„Krieg' ich auch was Papa“, sagte Rene und ihm hing dabei die sabbernde Zunge aus dem Maul.
„Du kannst den anderen Fuß von diesem fetten Taiwaner haben. Der hat mir nicht geschmeckt. Ich glaube der hat Fußpilz aber dir macht das ja nicht.“
„Juhu“, schrie Rene.
Er verließ die kleine Kammer und ging zurück in den Eingangsbereich.
„Oh was hast du mir den da mit gebracht. Ist er auch so süß wie er aussieht?“
Er Tim in die Haare und riss ihn mit einem Arm vom Boden hoch.
„Jaaaaah... du bist so süß wie du aussiehst“, sagte er nachdem er Tim übers Gesicht leckte.
„Gern geschehen“, rief Rene aus dem Nebenraum.

Dirk hatte Tim ins Esszimmer geschliffen und ihn auf den Stuhl zu einem Anderen gesetzt.
Tim war noch immer betäubt.
„Hallo, ist da jemand?“ fragte der Blonde am Tisch gegenüber.
Seine Haare waren kurz und hell blondiert.
Er konnte ihn nicht sehen, weil seine Augen zugenäht waren.
„Hallo.“
Auch ihm hatte er übers Gesicht geleckt, aber er schmeckte nicht. Seine Haut hatte zu viele verschiedene Cremes und Pflegeprodukte im Laufe der Jahre gesehen.
Dann lieber nur mit Bratfett einreiben, dachte sich die Gestalt.
„HALLO...HIIILLLFE.“
„Halt dein Maul, Sino“, zischte die Gestalt.
Er machte sich daran, Tim die Augen zuzunähen.
Sino hatte er schon vor ein paar Tagen gefangen.
In einem früheren Leben war er noch Polizist, aber jetzt war er nur noch ein Parkranger, der hier seine Runden drehte und aufpasste das Jugendliche in den Wäldern keinen Unfug treiben.
Jugendliche treiben immer viel zu viel Unfug.
Er nähte Tim das zweite Auge zu.
„Hast du Hunger, Sino“, fragte er.
„Ja. Und Durst.“
„Ich werd dir sofort was geben.
„Was hast du mit mir vor.“
Er lachte: „Wir essen gleich erst mal gemeinsam. Wir haben heute Gäste.“
Danach nähte er Tim die Unterarme und Hände aneinander.
„David. Wach auf.“
David war der dritte und letzte im Bunde.
Er war der einzige, der nicht an den Stuhl gekettet war.
David lag auf dem Tisch, nackt und mit einen roten Apfel im Mund.
Davids Gesicht war rot. Davids Gesicht war rot, weil er kein Gesicht mehr hatte.
Er hatte es ihm entfernt, nachdem er ihm im Wald ein großes Stück Fleisch aus der Wange gebissen hatte.
„DAVID.“
Er gab einen wimmernden Laut von sich, konnte aber nicht sprechen, weil der Apfel zu weit im Mund streckte.
„Gut, du bist wach.“
Er legte Tim ein Seil um die Brust und band ihn damit am Stuhl fest. Danach schlug er ihm ins Gesicht.
Er regte sich. Kam langsam zu Bewusstsein.
„Du willst doch nicht das Essen verschlafen, oder Tim?“
Tim versuchte die Augen zu öffnen und man sah wie sich die Fäden tief ins Fleisch der Augenlider schnitten.
Er schrie laut auf und versuchte die Arme zu bewegen. Er schrie erneut.
„Ich hab sie dir zusammengenäht, damit du bloß keinen Unsinn machen kannst, du kleiner Rabauke.“
Rene kam ins Esszimmer. „Ich bin fertig. Die Ärmel sind sauber angenäht, siehst du.“
„Das hast du gut gemacht, Sohn“, sagte er zu Rene und streichelte ihm das Fell.
Rene gab schnurrende laute von sich.
„Das gefällt dir, neeee.“
Rene legte den Kopf schief und die Gestalt fing an ihn mit beiden Händen an hinter den Ohren zu kraulen.
„Ja das gefällt dir.“
Rene wedelte mit seinem Schwanz und fing an zu sabbern.
„Jetzt ist gut. Wasch dir die Krallen und dann gibt es Essen mein Sohn.“

Die Gestalt saß mit den Anderen an einem Tisch, nur Rene lag auf dem Boden in seinem Körbchen und kaute an dem Fuß des Taiwanesen.
„Ich habe eine leckere neue Erfindung. Es ist eine Art Dönerspieß, aber eigentlich ist es kein Döner“, sagte die Gestalt mit freudiger Erregung.
Er schob eine Art Gestell mit zwei langen Spießen ins Esszimmer und darin aufgespießt hing ein kleiner nackter Junge.
„Dazu habe ich einen großen mobilen Standgrill entwickelt. Um ihn Schicht für Schicht kross durch zubraten.“
Marcus hing in den Spießen und das Gestell drehte sich automatisch. Dirk schob den heißen Ofen nah an Marcus heran.
„Ich habe ihn schon mal etwas vorgegrillt. Wir wollen ja zeitig essen.“
„Keine Sorge, der Junge lebt noch. Dadurch bleibt das Fleisch länger schmackhaft und frisch.
Ich habe ihn nur stark betäubt. Verbrannt werden ist echt unangenehm.“
Tim kotzte plötzlich auf den Tisch.
„Also...na komm schon. Das war jetzt wirklich nicht nett von dir. Was hier auf dem Tisch landet muss aufgegessen werden, dass weißt du oder Tim?“
Er reagierte nicht. Auch die Gestalt wusste nicht, wieviel er eigentlich mitbekam.
„Rene, kümmerst du dich darum, bitte.“
Rene sprang aus seinem Körbchen auf und griff in die Kotze auf dem Tisch.
„Ja schön aufessen musst du das. Schön aufessen, damit es morgen nicht regnet“, sagte Rene und schaufelte Tim sein Erbrochenes in den Mund.
„Und jetzt runterschlucken.“
„RENE! Was machst du da. Das ist ja widerlich. Du sollst es vom Tisch runter machen. Du kannst doch dem armen Jungen nicht seine...BAH... Ekelhaft. Oder wie hat das Mädchen immer gesagt das draußen an meinem Baum hängt? Asozial? Ich glaube ja.“
„Aber Papi...“
„Nix da. Mach es weg und dann gehst du ab auf dein Zimmer.“
Rene wischte das Erbrochene vom Tisch und ging danach hoch in sein Zimmer.
„Ich will dich heute Abend nicht mehr hier sehen“, rief die Gestalt ihm noch hinterher.
„Wo war ich stehen geblieben? Achja... Warum ich diesen kleinen Jungen für mein Dönerspieß Experiment haben wollte ist ganz einfach. Sein Fleisch ist noch jung und die Muskeln wenig bewegt. Dadurch ist es extra zart und saftig.“
Er schnappte sich ein elektrisches Messer und fing an von Marcus kleine Streifen abzuschneiden.
„Die Ersten werden die Glücklichsten sein. Die Haut ist richtig knusprig geworden und die hab ich eigenhändig gewürzt. Yammi.“
Er schnitt weiter das Fleisch von Marcus ab.
„Also, wer will als Erstes?“
Tim würgte wieder, aber dieses mal entleerte sich sein Magen nicht.
„Ich finde ja der David sollte anfangen. Hast du Hunger“, fragte er mit leiser, ruhiger Stimme.
David versuchte etwas zu sagen, aber es ging nicht.
„Ich hab dir den Kiefer ausgerenkt, David. Du sollst mich ja gleich nicht beißen. Eigentlich sollte der Dönerspieß nur als Füllung für dich dienen.
Nein eigentlich nicht, aber ich finde die Idee grade so lustig, dass ich es doch machen werde.“
Er schnitt weiter an dem Dönerspieß und als er meinte er hätte genug, ging er mit dem großen Teller wieder an den Tisch.
„David, ich werde dir jetzt den Apfel entfernen. Wenn du mich beißt kriegen wir beide Krach...ach was rede ich den da. Du kannst ja gar nicht mehr beißen“, lachte er ihn aus.
„HAHAHAHAHAHAH.“
Dabei sprang er um den Tisch herum und wedelte mit der linken Hand.
„HOHOHOHO, siehst du meine Lache mit dieser äußerst lustigen Handbewegung. HAHAHAHAH“
Dann blieb er stehen. „Ok Scherz beiseite.“
Er nahm David den Apfel aus dem Mund und ging mit einer Hand voll Dönerfleisch tief in den Mund hinein.
Er drückte und versuchte mit dem Arm bis in den Hals zu kommen, aber es klappte nicht.
„Ich glaube so wird das nichts David. Hey , du hast ja gar keine Mandeln mehr drin. Hast du im Krankenhaus auch soviel Eis bekommen? Also ich hab nie Eis bekommen.“
Er zog den Arm wieder aus David Rachen.
„Tut mir leid, Pappkamerad. Das wird jetzt etwas unangenehmer für dich.“
Er griff nach dem großen Messer und rammte es dem nackten David in den Bauch, schnitt einmal froh und munter herunter.
David schrie wie am Spieß.
„PSSSSSSST. Nicht so laut. Du weckst noch die Nachbarn. Hier hast du deinen Apfel wieder“, sagte er und unterdrückte das Geschrei indem er ihm den Apfel wieder weit in den Mund schob.
Er ging mit den Händen in den aufgeschnittenen Bauch hinein.
„Ah, ich glaube das ist die Leber. Warte ich schau mal nach“, sagte er und steckte seinen Kopf in David Bauch.
„KUCKUCK...JEMAND DA. HAAAAALLLLLLLLOOOOOOO“, rief er und danach imitierte er ein immer leiser werdendes Echo in Davids Bauch. „Hallllooooo...halllooo...hall

loo...hallo.“Er zog den Kopf wieder heraus.
„Das wird ein Spaß mit uns werden. Weißt du was das Schöne ist, wenn das Opfer leidet, bevor man es isst? Der Körper sendet Stresshormone aus und diese machen das Fleisch richtig schön zart“, sagte er und drückte das Dönerfleisch in Davids Bauch.

„Ich würde sagen...auf die Plätze fertig los und lasst es euch schmecken. Ich krieg die Füße“, sagte er und rammte die Gabel in Davids Oberschenkel.
Er schnitt das Fleisch nicht mit einem Messer ab. Er riss es einfach heraus.
„Uhm...wenn ich euch einen kleinen Tipp geben darf“, sagte er mit vollem Mund. „Die Augen gelten in vielen Ländern als Delikatesse. Zum Beispiel in den arabischen. Die lecken sich danach die Finger. Ok...ich muss ja zugeben die essen da Ziegenaugen...aber die hier sind viel besser.
Kennst du das wenn du auf Knorpel kaust? So in etwa ist es auch aber wenn du dann richtig feste drauf beißt dann platzen die auf und... hmmmmmmm...“
Er stand auf und holte sich einen kleinen Löffel.
„Will sonst noch einer sonst werd ich beide essen.“
Niemand reagierte.
„Keiner? Ok.“
Er mit dem Teelöffel oben in die Augenhöhle und versuchte das Auge von oben ein Stück nach unten zu drücken und dann raus zu hebeln.
„Ganz schon kniffelig, aber ich krieg den kleinen Scheißkerl schon noch.“
Es gab ein saugendes Geräusch, als würde der Unterdruck sich ausgleichen und dann kam das Auge aus der Hohle gesprungen.
„Kennt ihr noch von damals diese großen Kugeln, die ihr euch in den Mund stecken konntet, diese Kieferknacker oder auch Wunderbälle?“
Er steckte sich das Auge in den Mund.
„Ich hab Durst“, sagte Sino.
„Ach, du willst ja was trinken. Ich hab das ganz vergessen. Warte ich hol eben die Axt. Ach da ist sie ja schon.“
Er hob sie hoch und ließ sie auf David Handgelenk niedersausen. Sino zuckte zusammen als ihm das Blut ins Gesicht spritzte.
„Trink solange es noch warm ist.“
Sino schüttelte den Kopf.
„TRINK JETZT.“
Sino drehte sich angewidert weg, als ihm aus dem abgetrennten Stumpf immer mehr Blut ins Gesicht spritzte.
„Ich verschandle hier mein Mittagessen für dich und dann willst du nicht mal davon trinken?“
Er holte das Messer hervor, schnitt Sino in beide Augenlider und durchtrennte die Naht.
„Sieh mich gefälligst an wenn ich mit dir rede.“
Sino starrte entsetzt in die entstellte Fratze.
Überall hatte er diese Eitergeschwüre im Gesicht.
„Warum starrst du mich jetzt so an. Das sind nur Pickel.“
Sino schrie schrill und laut. Er pinkelte sich vor Angst ein.
„Willst du es mal probieren? Willst du?“
Er griff sich ins Gesicht und brachte eins der Eitergeschwüre zum platzen. Danach strich er ihm das gelbe Zeug ins Gesicht.
Sino versuchte ihm in die Finger zu beissen.
„Ohh du bist widerspenstig...ich mag das“, sagte er und schnitt ihm die Kehle durch.
Sinos Schreie gingen in einem lauten Gurgeln unter, als würde er ertrinken.
Sein Blut spritzte aus dem Hals und die Gestalt badete darin, leckte es ab und verschmierte es sich im Gesicht.
Plötzlich klopfte es an der Türe.
„Komm rein. Ist offen.“
Jemand trat ein.
„Wir sind im Esszimmer.“
„Da bin ich, Dirk. Ich hab ihn“, sagte Meti.
„Oh das ist der Doe? Leg ihn einfach dort hin. Ich kümmre mich nachher um ihn. Setz dich und iss was. Ich hoffe es stört dich nicht das wir Besuch haben“, sagte Dirk und zeigte auf den leblosen Sino.
Meti setzte sich.
Auch Dirk setzte sich wieder.
„Tim, du solltest essen“, sagte er und reichte ihm eine Gabel.



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 © Doe Brown 2012